Der schöne Juli-Wind: Nach tage- und wochenlangem Regen und dem grauen Himmel scheint verhalten die Sonne, und es weht ein Wind, ah, frischer Westwind.
„I trust no emotion, I believe in locomotion.“ Wilco
Kind, das eine Fahrradpanne hat vor deinem Fenster. Gehst du hinaus zu ihm? Nein. Die Ruhe selbst, steigt es ab, überprüft, repariert, überprüft, steigt auf, steigt ab, überprüft, steigt auf, fährt, fährt weiter und davon. So warst du auch!
Wohin du auch gehst, nimmst du dich mit. Bleib stehen, und du lädst ab, was dir – an dir – zu schwer wurde. Freiheit, Freiheit, Freiheit! Aber der erste Schritt weiter lädt dich dir erneut auf deine Schulter.
Vorm Supermarkt wieder er, der mit den Bäumen spricht („He! Du Kastanie!“), den Briefkästen, Autos, Einkaufswagen, Gehwegplatten und Mülltonnenhäuschen und den Geldautomaten („Ha, da lacht er, der Automat! Ja, lach nur!“). Was willst du ihm sagen, hm? Viele Grüße!
Der Anschlag von Nizza – Ausverkauf der Barmherzigkeit. (14. Juli 2016)
Vereitelt, der angebliche Militärputsch in der Türkei, und der angebliche Präsident schwadroniert weiter, vermeintlich bestätigt, lässt er weiter verhaften und niederkartätschen.
Am Morgen die Amsel unter den Dotterblumen im Vorgarten – ihr Schnabel als Blüte.
Das Kind bringt einen Zettel nach Haus, auf dem als Gedächtnisstütze notiert ist: Streichquartett 15, op. 132. Eindeutig, das Kind hört Beethoven, den späten.
Und jeden Tag Regen: Juli 2016.
Der Klavierrestaurator zeigt mir hinter seiner Werkstatt seine kleine Wohnung und erzählt von den Bildern an den Wänden, von seiner Schwester und deren Gemälden, von seinem Vater und dessen Malerei, von Keramiken und Kindheitssommern auf Rügen. Eine Wohnungsführung, die kaum drei Minuten dauert, doch die ein wirklicher Rundgang ist, wie durch ein Klavier, voller verborgener Klänge, Holz und Bewegtheit. (Ottensen, 16.7.)
„Woran wir uns nicht erinnern, das hat nicht stattgefunden.“ Christoph Bangert
Foto: „Steps to nowhere“, Christoph Bangert, 2013, Naraha bei Fukishima