Dieser Weg, wohin

Dieser Weg, wohin es auch
geht, er führt dich nicht zu
dir. Sondern mit sich, mit
davon, weg, hin zu etwas
Neuem. Weg. Weder zurück
in dein o-förmiges Kindheits-
wäldchen noch zurück auf
die Schwalbenspur. Nicht
auf die Hunderunde und nicht
an den Regenstadtrand. Schluss
mit der lieblosen Tristesse, vorbei,
Trauer um das bisschen Zartgefühl.
Orte lieber Orte, unerforscht außer-
halb deiner, ungeahnt innen. Sei
zeitfern du, bleib unterwegs,
unbändig ansprechbar.
Der Weg führt dich zu den
Anderen, in eine neue Weite,
wer weiß, wohin es geht, wenn
du dich weder finden musst
noch dich verlieren.

Ihr letzter Tag, Herr Präsident

Ihr letzter Tag, Herr Präsident, bricht an.
Bitte verlassen Sie das Weiße Haus,
Sie blinder, irrer, mieser alter Mann,
Und schaffen Sie ihr dummes Zeug hinaus
Und weg in Ihre Sonne. Nehmen Sie
Die Paladine mit, mit die Claqueure,
Die scheinbar wahre Scheindemokratie.
Ich höre Stimmen und die Tiere, höre
Die Sie so lange stützten, so elendig
Gekaufte Meute. Bäume twittern Tweets:
Schluss! Ende der Verelendung! Lebendig
Entgehen wir seiner Verbalmiliz.
Von Ihnen, fetter Clown des Fakes,
Lernt die kaputte Welt: Bleib unterwegs.

Der Dorffahrlehrer klopft

Durch ein Maisfeld hindurchspazieren, hin an einem eindunkelnden Wäldchen, während die Abenddämmerung mit der Geschwindigkeit eines Güterzuges naht, und am Wäldchenrand steht ein Holzkreuz im Schatten der Bäume, darauf wird gewarnt vor Schändern, wie sie anno 1873 hier ein Mädchen überfielen. Ein Habicht huscht in seinen Schlafbaum. In der Ferne vorbeirauschende Lastzüge. Gläsergeklirr von der Terrasse des Hotels dort unten in der Albtraummulde.

Der Habicht fliegt in Baumwipfelhöhe mit ausgebreiteten Schwingen durch das Wäldchen, lautlos, schwarz, wie sein eigener Schatten. (Dannemarie, Elsass, 11.7.)

Die in der Feigenbaumkrone flötenden und schimpfenden Stare rauschen auf und davon, sobald du die Terrasse betrittst. Geh zurück hinein, und zwei Minuten später sind sie wieder da, schimpfen und flöten. Wie schwer es ist, sie zu unterscheiden! Sie haben glänzend schwarzes Gefieder, unterbrochen am Körper von silbern schimmernden Punkten und Streifen. Der lange Hals, an dem der pfeilspitzenartig schmale Kopf Ausschau hält – nach reifen Früchten und dir. (Volx, 14.7.)

Le Largue. In seinem ausgetrockneten Flussbett wachsen lauter Mohnblumen.

Die Zikaden hören aufeinander. Sie beenden alle scheinbar gleichzeitig (wie ein Pulk Läufer das Rennen) ihr schrillendes Brummen.

„Vollkommen unsichtbar! An leichteren Gegenständen permanent haftend!“

Geflügelte Feiglinge: Moskitos. Oder ist winziger Mut ihr Antrieb?

Der Ausgang ist ungewiss – jeder. Und der Eingang – ungewiss.

39 Grad im Schatten, und täglich eine Beerdigung oder zwei. 39 Schatten, und täglich die Glocken.

Selbst die Wespen haben Reißaus genommen.

Der Dorffahrlehrer klopft und bringt ein Brot vorbei – „zur Begrüßung“, „aus freien Stücken“, obwohl wir gar nicht zugezogen sind. (2.8.)